Wir wollen uns heute auf die Suche nicht nach dem Grafiker
Ubbelohde , der vor allen durch seine Illustrationen zu den Grimmschen
Märchen über-
regionale Bekanntheit erlangte, begeben, sondern ganz dezidiert
dem Maler Ubbelohde nachspüren. Das mag zunächst
einmal überflüssig erscheinen, ist er doch hier in der Ausstellung
erfreulich präsent.
Aber eine Würdigung seiner Malerei in so ausführlicher
Form ist ihm zu Lebzeiten nur einmal zuteil geworden, und auch für
die 80 Jahre seit seinem frühen Tod kann man die Ausstellungen praktisch
an einer Hand abzählen.
Die Kunstgeschichte hat ihn lange übersehen – wir werden
nachher noch fragen, warum - und er selbst hat sich wohl als Maler auch
nicht so recht gefunden oder vielmehr finden können, zumindest fehlte
ihm dafür die Zeit:
man kennt seine Klagen, dass er immer nur Türmchen und Männerchen
kritzeln muss für seine Auftrags-
arbeiten, dass die ganze Exlibrissammlerei (durchaus eine
seiner wesentlichen Einnahmequellen)eigentlich eine Pest sei und Vielerlei
in dieser Art. Daraus wird immer wieder deutlich, dass er die Malerei
mehr als sein eigentliches Metier angesehen haben muss, und somit
geraten wir ja heute bei unserer Suche vielleicht auch etwas auf die Spur
des "wahren" Ubbelohde.
Ergänzend will ich dann versuchen, Ubbelohde im Rahmen der Malerei
seiner Zeit zu schildern und wir wollen uns beispielsweise die Frage stellen:
welche Malerei lernt Ubbelohde als junger Akademieschüler kennen,
wer sind seine Lehrer und was malen sie
wir werden immer wieder einen Seitenblick werfen auf das, was seine
Zeitgenossen malten, die um 1867 geborenen,
und einen diskreten Blick in seine Werkstatt tun auf unvollendet
gebliebene Skizzen,
wir fühlen dann mit ihm beim Scheitern des ehrgeizigen Projektes
der „Frau in weiß“ und fragen zum Schluß:
warum denn ausgerechnet Goßfelden?
Warum er lange unbekannt geblieben war als Maler, das fragte ich
mich Ende der 70er Jahre, als ich nach einem Dissertationsthema suchte.
Bezeichnenderweise kannte ich den Namen Ubbelohde aus der Literatur zur
Kunst der Jahrhundertwende überhaupt nicht.
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Außerdem – mit seinem frühen Tod fiel das malerische
Werk, das gerade erst angefangen hatte, bekannt zu werden, in einen Dornröschenschlaf.
Ubbelohde war nicht kontinuierlich genug mit seinen Gemälden in die
Öffentlichkeit gegangen, es gab -neben Beteiligungen an bedeutenden
Ausstellungen immerhin auch in den Metropolen - nur eine große Einzelausstellung
1912 in Gießen.
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Auch wenn Ubbelohde nicht so kontinuierlich malen durfte wie er
gerne getan hätte- er hat eine enorme Anzahl Gemälde hinterlassen,
wohl 700 werden mittlerweile gezählt, von denen allerdings mindestens
zwei Drittel als mehr oder weniger skizzenhaft anzusprechen
sind.
Fehlende Datierungen der Gemälde durch Ubbelohdes eigene Hand
erschweren eine zeitliche Betrachtung des Werkes ebenso wie der Zustand
der Durcharbeitung, -
wir wollen heute den Versuch unternehmen, wenigstens in großen
Zügen unterschiedliche Phasen zu identifizieren.
Werfen wir zunächst einen Blick auf seine Zeit, das ausgehende
19. Jahrhundert:
Auguste Renoir, "Die Schaukel" 1876
Wir denken bei dieser Epoche an die Impressionisten, Monets sonnendurchflutete
Felder, oder wie hier Renoirs Szenen unter dem lichten Blattwerk, durch
das Sonnenflecken auf die Personen fallen. Hier ein frühes Bild, typisch
das momenthafte, bewegte Motiv, das flirrende Sonnenlicht, blaue Schatten
vom atmosphärisch erfassten Freilicht.
Aber war das auch die Malerei, die Ubbelohde kennenlernte, als er
ab 1884 die Kunstakademie in München besuchte? War das damals die
bekannte und erfolgreiche Kunst, die in den großen Ausstellungen
hing, in den jährlichen Salons, die über den beruflichen Erfolg
eines Malers entschieden?
Nein, in Frankreich waren gerade die ersten Skandale um die
frühen Impressionisten vorbei und deren Kunst war noch kaum in Deutschland
zu sehen.
Kaiser Wilhelm 2. hatte angekündigt, die Freilichtmaler
würden es unter ihm schwer haben, gut hatten es die Maler der großen
Historienbilder, wie hier der spätere Leiter der Berliner Kunstakademie
Anton von Werner:
Im Etappenquartier vor Paris 1870, gemalt 1894
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Ubbelohdes Akademiezeit
Einer der ganz großen Historienmaler (Piloty) hatte die eine
Schule an der Münchner Akademie geprägt, die andere wesentliche
Schule dort war die des populären Wilhelm von Diez und seiner Schüler,